Der unentbehrliche Fluchtweg

Wie im übrigen Land, so verschärften sich auch auf Bornholm nach dem 29. August 1943 die Gegensätze zwischen Bevölkerung und Wehrmacht, und zu Beginn des Jahres 1944 kam Gestapo auf die Insel, vor allem, um Liniendampfer, den Telegrafen und das Reichstelefon zu kontrollieren. Die bornholmische Widerstandsbewegung war stark und gut organisiert, doch da sich die Insel als der ideale Transitplatz für Personen und Waffentransporte zwischen Dänemark und Schweden erwiesen hatte, wurden Sabotagehandlungen und Attentate weitgehend vermieden, und insgesamt war die Freiheitsbewegung daran interessiert, dass nach außen hin auf der Insel Ruhe zu herrschen schien, und schlug daher auch gegenüber den Deutschen einen ruhigen Ton an. Verschiedene Personen, die von der Gestapo verfolgt wurden, entkamen nach Schweden; sie sprangen entweder vom Linienschiff, wenn es den Falsterbokanal passierte, oder wurden von Bornholm oder dem noch weniger beobachteten Christiansø aus mit Fischerbooten transportiert.

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Ãœber dieselben Zwischenstationen fanden mehrere Tonnen Waffen und Munition den Weg von Schweden zu den illegalen Streitkräften in Dänemark. Dänemark. Im Frühjahr 1945 wurden die Besatzungstruppen auf ca. 2.000 Mann befreit, Bornholm verstärkt, und gleichzeitig strömten Flüchtlinge aus Ostdeutschland auf die bombardiert Insel, teils Zivilisten, teils Soldaten der geschlagenen deutschen Armeen. Schulen, Hotels und öffentliche Gebäude wurden beschlagnahmt und mit Kranken und Verletzten belegt. Der neue deutsche Kommandant, von Kamptz, bereitete sich mit allen Mitteln auf die Verteidigung der Insel vor, und um sich darin nicht behindern zu lassen, schickte er nach und nach die zivilen Flüchtlinge weg, dagegen waren am Tage der Kapitulation etwa 20.000 geflüchtete Soldaten auf der Insel. Die Botschaft von der Befreiung wurde am 4.‑5. Mai auf Bornholm mit demselben Jubel begrüßt wie im übrigen Dänemark, aber in dem Augen­blick gerade, da alles überstanden sein sollte, brach unerwartet eine Kata­strophe herein. Die Deutschen hatten sich auf die Ãœbergabe an die englische Kriegsmacht eingerichtet, von der jedoch kein Repräsentant erschien. Von Kamptz weigerte sich, vor den Russen zu kapitulieren und ließ statt dessen die neuerrichteten Flakstellungen bei Nexø auf russische Aufklärungsma­schinen schießen, die am Vormittag des 7. Mai die Insel überflogen. Gegen 13 Uhr kehrten die Maschinen zurück, diesmal von etwa zwanzig Bombern begleitet, die ihre Ladung über Rønne und Nexø abwarfen. Der Angriff kam für die Bevölkerung der beiden Städte, die noch dabei waren, den Frieden zu feiern, vollkommen überraschend. An keinem der Orte konnten die Luft­schutzsirenen ertönen, und in Nexø kam ein Däne ums Leben und in Rønne neun, darunter Kapitän Holm, seine Frau und zwei Kinder, die gerade am Mittagstisch saßen, als ein Volltreffer ihr Haus zerstörte.

Am Tag zuvor war Kapitän Holm mit dem 66 Boot ȯstersøen« in den Hafen von Rønne ein­gelaufen, das zusammen mit dem ostbornholmischen Linienschiff »Carl« kurz vor dem Zusammenbruch nach Schweden entkommen war, und war als Held der Stadt empfangen worden. Am gleichen Tag griffen die russischen Flugzeuge später einige deutsche Schiffe an, die gerade den Hafen von Rønne verließen. Nach dem Angriff warfen die Maschinen Flugblätter ab, in denen die Deutschen aufgefordert wurden, bis zum nächsten Vormittag 10 Uhr zu kapitulieren. Trotz der Mitteilung von Deutschlands endgültiger Kapitulation bestand von Kamptz noch immer darauf, sich nur den Engländern und niemandem sonst zu erge­ben, und da er sich von seinem sinnlosen Standpunkt nicht abbringen ließ, wurde am frühen Morgen des 8. Mai die vollständige Evakuierung der Städte Rønne und Nexø angeordnet. Eine Viertelstunde vor Ablauf des russischen Ultimatums regneten Spreng‑ und Brandbomben auf die beiden menschenleeren Städte herab. Als die Einwohner vier Tage später in die einigermaßen aufgeräumten Städte zurückkehren durften, war kaum ein Haus unbeschädigt, und sehr viele von ihnen sahen ihr Heim als einen Haufen Ruinen wieder. Die Extra‑ In der Zwischenzeit hatte General Wuthmann, der sich als Flüchtling auf Besatzung der Insel aufhielt, dem desperaten von Kamptz das Kommando abgenom­men und vor dem russischen Vortrupp kapituliert, der am Nachmittag des 9. Mai im Hafen von Rønne an Land ging. Nach gut einer Woche war die Insel von Deutschen total gesäubert. Trotzdem strömten weiterhin russische Truppen und Material auf die Insel. Die Befürchtung, dass Bornholm in der Auseinandersetzung nach dem Krieg zum großpolitischen Diskussionsthema werden könnte, erwies sich jedoch als unbegründet. Im März 1946 teilten die Russen plötzlich mit, dass sie Bornholm verlassen wollten, und am 5. April verließen General Jakuschow und sein Stab Rønne, und die Bevölkerung jubelte ihm zu, weil sie zum einen das korrekte Auftreten der Roten Armee in der vergangenen Zeit anerkannte, zum anderen aus Freude darüber, nun wieder ganz ihr eigener Herr zu sein.




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